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SAP 2026-Ausblick: Cloud-Erntejahr mit AI-Boost

SAP 2026-Ausblick: Cloud-Erntejahr mit AI-Boost

SAP 2026 dürfte an der Börse weniger als „Wette auf den nächsten großen Wurf“ gehandelt werden, sondern als Test: Hat SAP den jahrelangen Umbau zum Cloud-Abo-Modell so weit abgeschlossen, dass daraus jetzt ein verlässlicher Wachstumsmotor wird? Die Zutaten dafür sind sichtbar – ein hoher Cloud-Auftragsbestand und weiter starkes Cloud-Wachstum – aber das Umfeld bleibt anspruchsvoll, weil schon kleine Timing-Verschiebungen bei Großdeals die Stimmung drehen können.

Der Punkt, an dem sich Stories entscheiden

Man kann SAPs Lage für 2026 relativ schlicht erzählen: Der schwierigste Teil der Transformation ist nicht, Kunden in die Cloud zu „überreden“, sondern den Moment zu erreichen, in dem die Cloud groß genug ist, um alles andere zu überstrahlen. Genau dieser Moment rückt näher, wenn die wiederkehrenden Erlöse dominieren und das Unternehmen nicht mehr ständig erklären muss, warum „Umbau“ kurzfristig bremst.

Im Q3 2025 war dieses Bild bereits gut erkennbar: Cloud-Umsatz lag bei €5,29 Mrd. (+22%), die Cloud ERP Suite bei €4,59 Mrd. (+26%). Gleichzeitig zeigte sich aber auch die Kehrseite des neuen Modells: klassische Lizenzen sind nicht nur nebensächlich geworden, sie fallen teils deutlich – und das macht die Kommunikation schwieriger, sobald der Gesamtumsatz einmal nicht ganz die Erwartungen trifft.

Der Backlog ist die eigentliche Schlagzeile

Für einen Magazin-Kommentar ist die interessanteste Zahl nicht der Quartalsumsatz, sondern der „Current Cloud Backlog“. Denn er beschreibt vereinfacht das Geschäft, das bereits unterschrieben ist und innerhalb der nächsten Zeit als Umsatz sichtbar wird – also die Pipeline, die schon bezahlt bzw. vertraglich fixiert ist.

Ende Q3 2025 lag dieser Cloud-Auftragsbestand bei €18,84 Mrd., ein Plus von 23%. Das ist der Teil der SAP-Story, der 2026 zu einem potenziellen „Erntejahr“ macht: Wenn dieser Block weiter stabil wächst und sauber in Umsatz umschlägt, wird aus einer Transformationsgeschichte eine Planbarkeitsgeschichte – und Planbarkeit ist an der Börse oft die unterschätzte Superkraft.

KI: vom Feature zur Preisliste

KI ist bei SAP spätestens 2026 nur dann ein echter Kurstreiber, wenn sie nicht bloß als Funktion „mitläuft“, sondern Verträge größer macht. SAP selbst betonte rund um die Q3-Kommunikation, dass Kunden Lösungen über die Business Suite hinweg – inklusive AI – schneller annehmen.

Das ist als Signal wichtig, aber der Markt wird den nächsten Schritt verlangen: Monetarisierung, sprich höhere Vertragswerte, zusätzliche Module, mehr Bindung im Bestand. Im Klartext: 2026 wird weniger über „KI-Demos“ entschieden, sondern darüber, ob KI in der Preislogik so verankert wird, dass sie wiederkehrenden Umsatz pro Kunde spürbar erhöht.

Warum die Aktie trotzdem wackeln kann

Die unangenehme Wahrheit ist: Selbst eine gute Langfriststory kann in einzelnen Quartalen schlecht aussehen, wenn Großabschlüsse nur nach hinten rutschen. Das war bereits 2025 ein Thema in der öffentlichen Wahrnehmung – obwohl Cloud-Kennzahlen stark blieben.

Dazu kommt die Bewertung: Für Ende Dezember 2025 wird ein Forward-KGV (Forward P/E) von rund 31,95 genannt. In so einem Setting wird SAP nicht wie ein „solider Softwarewert“ bewertet, sondern wie ein Gewinner, der liefern muss – und das bedeutet: kleine Enttäuschungen können übergroße Kursreaktionen auslösen.

Wie man SAP 2026 lesen sollte

Wer SAP 2026 einordnet, sollte weniger auf einzelne Schlagzeilen reagieren, sondern auf die innere Logik der Zahlen schauen:

  • Bleibt der Current Cloud Backlog hoch und wächst er weiter (Q3 2025: €18,84 Mrd., +23%)?
  • Bleibt Cloud ERP Suite das Zugpferd (Q3 2025: €4,59 Mrd., +26%)?
  • Sind schwächere Quartale echte Nachfrageschwäche – oder nur Deal-Timing in einem Geschäft, das naturgemäß „lumpy“ ist?

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